Projekt: Das kapitalistische Tor zur Welt: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 18. Januar 2021, 15:53 Uhr
Projektname
- Das kapitalistische Tor zur Welt. Die Handelsbeziehungen zwischen Westdeutschland und den Niederlanden 1740-1806.
Fachgebiete
- Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Laufzeit
- 2016–2019
Kurzbeschreibung
"Am Fallbeispiel der Handelsbeziehungen zwischen Westdeutschland und den Niederlanden zwischen 1740 und 1806 sollen im Projekt die wirtschaftliche Entwicklung und das Wirtschaftswachstum Westdeutschlands vom Niederrhein bis zum Rhein-Main-Gebiet analysiert werden. Als Arbeitshypothese wird davon ausgegangen, dass der um 1740 einsetzende Aufschwung und Modernisierungsprozess der westdeutschen Wirtschaft vor allem durch die stärkere Einbindung in die atlantische Weltwirtschaft und damit verbundene kapitalistische Praktiken hervorgerufen wurde. Die Zunahme des Handelsverkehrs mit den Niederlanden als dem Tor zum Welthandel führte sowohl zur Entstehung eines westdeutschen Großhandels als auch zu einem starken Wachstum zahlreicher Produktionszweige, was meist erst eine standardisierte Massenproduktion und arbeitsteilige Spezialisierung in vielen Gewerbebetriebe möglich machte. Vermutlich beförderten die neuen kaufmännischen Praktiken bereits vor 1800 das Vordringen des Kapitalismus im Westdeutschland. Der Absatz der Gewerbeprodukte auf ferne Märkte erfolgte dabei meist über niederländische Häfen, wo deutsche Kaufleute zudem auf eine eingespielte und moderne Handels- und Finanzinfrastruktur der first modern Economy der Welt zurückgreifen konnten, so dass zwischen westdeutschem Gewerben und niederländischem Handel eine asymmetrische Komplementarität entstand. Zu vermuten ist, dass die deutschen Kaufleute bei ihren Handelsgeschäften die modernen kapitalistischen Praktiken der niederländischen Geschäftswelt kennen lernten und diese sich deshalb in Westdeutschland beschleunigt verbreiteten. Neben der Ausfuhr spielten die Niederlande auch für den deutschen Import eine gewichtige Rolle, da die westdeutschen Regionen einen Großteil der immer stärker konsumierten Kolonialprodukte bezogen, insbesondere Genusswaren. Die Einfuhr der neuen Genussmittel sowie der Import wichtiger Rohstoffe erfolgte ebenfalls vielfach über die exportierenden Handelshäuser. Neben der Bestimmung des Handelsgesamtvolumens dient die Untersuchung der deutschen Ex- und Importe der Frage, welche Bedeutung die neuen Konsummöglichkeiten für das Aufkommen kapitalistischer Strukturen, als Anreiz für eine vermehrte Arbeitsaufnahme und für die Durchsetzung des Marktprinzips im täglichen Leben besaßen. Insgesamt ergeben sich aus diesen Überlegungen folgende Forschungsfragen: Wie entwickelten sich die Handelsbeziehungen zwischen Westdeutschland und den Niederlanden im 18. Jahrhundert und welche Handelsgüter wurden in welchem Umfang gehandelt? Welche Akteure betrieben den Handel und wie entwickelten sich die kaufmännischen Praktiken am Rhein? Welche Bedeutung besaß die Einbindung in die atlantische Weltwirtschaft für die Wachstumsentwicklung und die spätere Industrialisierung? Diesen Fragen sollen sowohl durch die Auswertung serieller Quellen als auch mit Hilfe von Geschäftsbüchern und Korrespondenzen verschiedener Handelshäuser auf der Mikroebene nachgegangen werden." (Projektbeschreibung aus der Datenbank "GEPRIS – Geförderte Projekte der DFG")
Durchführende Institution / Finanzierung
- Goethe-Universität Frankfurt am Main, Historisches Seminar, Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Antragsteller: Prof. Dr. Werner Plumpe)
- Finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), siehe GEPRIS-Eintrag
Ansprechpersonen / KontaktProf. Dr. Werner Plumpe |