Projekt: Anti-Helden: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 17. Februar 2023, 10:20 Uhr

Projektname

  • Anti-Helden der Desamerikanisierung? Die bandes dessinées der franko-belgischen Schule als Akteure der populärkulturellen Europäisierung der Comic-Kultur in den langen 1960er Jahren

Fachgebiete

  • Geschichte

Laufzeit

  • 2018–2021

Kurzbeschreibung

"Comic wird in der Forschung oft als Gegennarrativ für eine Amerikanisierung europäischer Gesellschaften in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts herangezogen. Dieses Teilprojekt " Anti-Helden der Desamerikanisierung?" verfolgt eine doppelte Zielperspektive: einerseits gilt es die Geschichte dieses Siegeszuges des franko-belgischen Comics in einem (west-)europäischen Kontext darzustellen, andererseits aber auch die Hypothese einer erfolgreichen Europäisierung gerade in den langen 1960er Jahren kritisch zu beleuchten.Die franko-belgische Schule als Beispiel einer populärkulturellen Europäisierung. Diese Hypohese stammt aus der Feder von Pascal Ory und fand sich erstmals in den 1980er Jahren in seinen Arbeiten zur "Desamerikanisierung" des französischen Comics. Folgende Studien haben diese These weitergeführt so z.B. Middendorf 2012 und Gabilliet 2005. Den genannten Autoren zufolge stehen Comics für ein Genre, das sich den damaligen Amerikanisierungstrends nicht nur erfolgreich widersetzt, sondern darüber hinaus ein regelrechtes Gegenmodell entworfen hat. Diese bislang hauptsächlich in nationalgeschichtlich dimensionierten Studien aufgestellte Arbeitshypothese möchte das Teilprojekt anhand mehrerer Erzählstränge transnational vertiefen. Europäische Comic-Helden: Ein ganz spezifisches Interesse gilt den Übersetzungsstrategien, die bei zentralen Werken der franko-belgischen Schule zur Anwendung kamen. Comics zirkulieren über Sprachgrenzen hinweg, deren Übersetzen erlaubt Einblicke in verschiedene Phänomene: die Beziehung zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen; die schwierig zu entwirrende Zirkulation von Kulturgütern außerhalb des Produktionsraumes; die Rolle des kulturellen Mittlers; die Komplexität interkultureller (Miss)verständnisse; die Übersetzer als Berufsgruppe, deren Arbeitspraxis (Heilbron 1999). Amerikanisierung als Reaktion auf ein konservatives Comicfeld?: Die Europäisierungshypothese gilt es kritisch zu hinterfragen. Denn einerseits blieb Amerika als Projektionsraum auch für die ganz klassischen westeuropäischen Comics bestehen (z.B. im Western-Genre). Andererseits war der Umbruch des Marktes in den 1960er Jahren auch auf amerikanische Einflüsse zurückzuführen. Zunehmende Marktkonzentration, Produktionsstabilisierung und das Herausschälen regelrechter Marken in den Vereinigten Staaten provozierte ab Mitte der 1960er Jahre eine neues Genre, die Underground-Comics. Inspirierend wirkten diese auch in Europa. Während sich gängige (west)europäische bandes dessinées mehr und mehr einem konservativen und euphemisierten Gesellschaftsbild verschrieben, entstanden zugleich interessante Formen von Hybridisierung, in denen westeuropäische Comic-Kultur sich mit amerikanischem Underground vermischte. Das Spannungsverhältnis zwischen den zunächst einmal gegensätzlichen Hypothesen - erfolgreiche Europäisierung und Hybridisierung - gilt als Motor für das Comic-Teilprojekt von "Populärkultur transnational"." (Projektbeschreibung aus der Datenbank "GEPRIS – Geförderte Projekte der DFG")

Durchführende Institution / Finanzierung

  • Université du Luxembourg, Center for Contemporary and Digital History (Antragsteller: Prof. Dr. Benoît Majerus)
  • Finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), siehe GEPRIS-Eintrag

Ansprechpersonen / Kontakt

Prof. Dr. Benoît Majerus
Université du Luxembourg
Center for Contemporary and Digital History
Campus Belval
Maison des Sciences Humaines
11, Porte des Sciences
L-4366 Esch-sur-Alzette
E-Mail: benoit.majerus(at)uni.lu