Projekt: Ikonoklasmus

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Projektname

  • Narrative des Ikonoklasmus. Die Rezeption des Bildersturms in der Kunst der südlichen und nördlichen Niederlande zwischen 1566 und 1830

Fachgebiete

  • Kunstgeschichte

Laufzeit

  • Seit 2021

Kurzbeschreibung

"Der Bildersturm in den südlichen und nördlichen Niederlanden war ein einschneidendes Ereignis, das über Jahrhunderte erinnert und kontrovers diskutiert wurde. Das Projekt will die Aneignung und Modellierung des reformatorischen Bildersturms im Medium des Bildes eingehend untersuchen und nach ihren Narrativen befragen. Auf der Grundlage von bereits publizieren sowie zahlreichen unpublizierten Darstellungen des Ikonoklasmus soll ein breiter Überblick über die wechselhaften Bedeutungszuschreibungen und sinnstiftenden Deutungsmuster erlangt werden. Der Untersuchungszeitraum beginnt mit den ikonoklastischen Aktionen im Jahr 1566, auf die zwei Jahre später der Achtzigjähre Krieg folgte, der zu Unabhängigkeit der nördlichen Provinzen führte, und reicht bis zur Gründung des belgischen Staates 1830, wenige Jahre nach der Etablierung der niederländischen Monarchie. Im Laufe der Jahrhunderte wandelten sich wiederholt die politische, konfessionelle und soziale Situation sowie die Bildmedien, die den Ikonoklasmus reflektieren. Die Rezeption eines gleichen Geschehens in wechselnden Rezeptionskontexten lässt vermuten, dass kein uniformes Bild tradiert, sondern variierende Erzählungen geschaffen wurden, die innerhalb von Partikulargruppen oder einem größeren Kollektiv kursierten, deren Deutungsmuster dem zerstörerischen Geschehen ex post einen je eigenen Sinn zuschrieben. Zwar war der Bildersturm des 16. Jahrhunderts Ausdruck eines auch theologischen Konflikts, der zur Trennung der Konfessionen führte, doch wird die Erzählung des Ikonoklasmus nicht allein durch die Dichotomie katholisch und protestantisch bestimmt, sondern offenbar stärker durch die verschiedenen Rezeptionskontexte. So beschränkt sich auch die bildliche Wiedergabe keineswegs auf das 16. und 17. Jahrhundert, die gewöhnlich im Mittelpunkt der kunsthistorischen Forschung stehen, sondern erlangte im 18. und frühen 19. Jahrhundert eine hohe Aktualität. Diese zeitliche Schwerpunktsetzung verweist auf die politische Situation, die im Norden und im Süden um 1800 durch Instabilität, Abhängigkeiten und die Bildung der niederländischen und der belgischen Monarchie geprägt ist. Es ist davon auszugehen, dass die vielschichtigen Gesellschaftsgruppen (Konfessionen, Kunstsammler, Künstler, Angehörige einer Nation) im Laufe der sich verändernden gesellschaftlichen, konfessionellen und politischen Systeme den Ikonoklasmus in unterschiedliche Diskurse einschrieben. Diskutieren die frühen Darstellungen des 16. Jahrhunderts theologische Aspekte vor allem im Medium des Einblattdrucks, so sind ikonoklastische Szenen, die nach 1600 im Gemälde wiedergegeben werden, in eine erweiterte Kunst- und Kulturdebatte eingebunden. Im 18. und im frühen 19. Jahrhundert reflektieren nun Abbildungen in Geschichtsbüchern das Ereignis. Sie lassen vermuten, dass zu dieser Zeit die politische Dimension im Vordergrund steht und der Bildersturm als Beginn des Aufstandes und langanhaltenden Prozesses der Nationenbildung bewertet wurden." (Projektbeschreibung aus der Datenbank "GEPRIS – Geförderte Projekte der DFG")

Durchführende Institution / Finanzierung

  • Technische Universität Dortmund, Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft (Antragstellerin: PD Dr. Esther Meier)
  • Finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), siehe GEPRIS-Eintrag

Ansprechpersonen / Kontakt

PD Dr. Esther Meier
Technische Universität Dortmund
Seminar für Kunst und Kunstwissenschaft
Emil-Figge-Straße 50
D-44227 Dortmund
E-Mail: esther.meier@tu-dortmund.de